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Presse

„Jubelbude” im Sanatorium Goslarsche Zeitung, Mai 2010
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Barner zeigt Werke des Berliner Künstlers Torsten Prothmann
BRAUNLAGE. Die „Jubelbude” im Sanatorium. Auf dem Arztflur. Der damit zweifelsfrei an Zugkraft gewonnen hat, denn die Einblicke, die der Maler Torsten Prothmann in den privaten Club „Jubelbude” in Charlottenburg gewährt, sind ein genaueres Hinsehen wert. Die Ateliergemeinschaft Milchhof in Berlin hinterlässt mit dieser Ausstellung im Sanatorium Dr. Barner in Braunlage weitere Spuren auf Harzer Höhen. Vor Prothmann hat beispielweise auch bereits Manfred Fuchs aus der Künstlergemeinschaft im Sanatorium ausgestellt. (…) Torsten Prothmann thematisiert in seiner Bilderserie Szenen des Lebens in besagter „Jubelbude”. Es ist offenkundig ein pralles Leben, das „Pogo Peter” in Charlottenburg führt. Zunächst hat Prothmann die Feiern in Fotoserien festgehalten. Mit einigem zeitlichen Abstand bilden diese Fotografien nun die Ausgangspunkte für die in Öl auf Leinwand festgehaltene Bilderserie. Es sind kraftvolle Bilder, zupackende, immer wieder gleiche Themen variierend. Sie laden ein, in die „Jubelbude” einzutauchen. Aus den Werken heraus klingt Frank Zappa. Torsten Prothmann schreibt auf der Website der Berliner Ateliergemeinschaft Milchhof zu seiner Bilderserie, in der „Jubelbude” würden „die Fragen des Lebens gestellt” – manche werden in seinen Bildern auch beantwortet. Die Bilderserie „Jubelbude” von Torsten Prothmann ist noch bis Oktober zu den Öffnungszeiten des Sanatoriums Dr. Barner zu sehen. Der Eintritt zu der Ausstellung ist frei.
Werner Beckmann, Goslarsche Zeitung, Mai 2010

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„Kunst von Kids ist nicht gewünscht“ Berliner Wochenblatt, September 2000
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Das Mobile hing nur wenige Tage im Hausflur, dann lag es zerstört im Müllcontainer.
Trist sind die Treppenhäuser in den Plattenbauten der Rosenthaler Straße. Genau dort wollte das Jugendprojekt „Africa Lipstick Adventure¨ aus der Borsigstraß e 33 Kunst in den öffentlichen Raum tragen. Wenige Tage später fanden die Kids ihr Mobile im Müllcontainer. Sieben Jugendliche hatten für ein Hoffest in der Rosenthaler Straße 11-19 ein Mobile gebaut, bestehend aus Metall, Pappe und Bambus. Das bunt dekorierte Objekt installierten sie in einem Treppenhaus der Rosenthaler Straße 15, einen Tag vor dem Fest. Dort sollte es eine Woche hängen. Auf die Briefkästen stellten sie eine Dokumentation der Bastelarbeiten und stellten Bambus als Werkstoff vor. „Zur kreativen Gestaltung ihrer Wohnhäuser wollten wir die Anwohner damit ermuntern¨, erklärt die 15 jährige Nina. Als vier Tage später Projektleiter Torsten Prothmann den Hausflur besuchte, fand er ihn leer vor. Ein Mieter, der gerade die Treppe herunterkam, brachte die Jugendlichen auf die heiße Spur: Sie sollten doch mal in den Müllcontainer auf dem Hof schauen. Dorf fanden sie das zerstörte Bambusmobile samt der Fotodokumentation. „Wird der Kunst im 21. Jahrhundert so etwas öfter widerfahren?¨, fragte Nina auf einem Zettel, den sie im Treppenhaus aushing. Auch der blieb dort nur einen Tag. „Ich will nicht das ganze Haus für einen eventuellen Banausen verantwortlich machen, aber die Sache auch nicht so sang- und klanglos totschweigen¨, schimpft Torsten Prothmann. „Am schlimmsten sehen in den Plattenbauten die Treppenhäuser aus¨, stellt der Projektleiter fest und versteht die Entfernung des Kunstwerkes um so weniger. Klein kriegen lassen sich die Kids nicht. Jetzt verhandeln sie über die Dekoration einer sechs Meter breiten und drei Meter hohen Vitrine vor der Phillipp-Schaeffer-Bibliothek in der Brunnenstraße.
whe, Berliner Wochenblatt, September 2000

Bilder zu „Africa Lipstick Adventure“

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„Unperfekter Hochglanz“ Junge Welt, 16. August 1999
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Großes im kleinen: Torsten Prothmanns Collagen in der Galerie Neue Anständigkeit
Bonzai – Collagen zur post- ideologischen Wirklichkeit heißt eine Ausstellung, die am Freitag abend in der Galerie Neue Anständigkeit in Berlin-Mitte erõffnet wurde, wobei „Bonzai¨ dabei auch auf einen japanischen Schlachtruf verweisen soll. Mittels Collagen soll mal wieder das Große im Kleinen abgebildet werden – das spart Klebstoff. Torsten Prothmann, 1961 in Dresden geboren, ist ein umtriebiger Künstler. Bei den Initiativen gegen den Ateliernotstand in Berlin war er beteiligt an der Besetzung der neuen Nationalgalerie, stõrte Vernissagen (z. B. bei „Metropolis¨) oder strippte in der Rembrandt-Ausstellung. Er gründete die legendäre „Tschika Chybulski¨ Künstler- und Wohngemeinschaft in Berlin-Mitte, die u.a. einen Garten an der Spree, zwischen Hochbahn, Hundezwingern der Grenztruppen und Autowerkstätten besetzte und dort, gegenüber des in einer Brachlandschaft liegenden unfertigen Reichstags. „French Cook¨ zelebrierte – Freiluftgruppenaus-stellungen, Performances und kulinarische Genüsse als Gesamtkunstwerk. Für die Pankower Suppenküche malte er Wandbilder, gestaltete die Räume der Künstler- „Pension Luise¨, steuerte einen Beitrag zum „Aufenthaltsraum¨ der Love-WG bei. Er stellte oft bei SOMA in Berlin aus (u.a.„windowshopping¨), aber auch in Kõln, Paris, Lyon, Thalwil (Schweiz) und war beteiligt an „Grafik von Picasso bis Penck¨(Lithographie). Für die Kunst- und Kulturzeitschrift Gästepost (leider eingestellt) und seit `96 auch für die Punk-Illustrierte Orange Agenten (kurz davor) gestaltete er die Cover. Prothmann hat einen ziemlichen Dschungeltick, kleckste oft an Lianen zappelnde Affen auf Öl. Doch der „Vorgang der Ölmalerei¨, so Prothmann, sei „zu sinnlich, um sie für einen politischen Anspruch zu opfern¨. Also hat er sich aufs Collagieren verlegt – seit DADA und Heartfield ein probates Mittel. Material findet er vor allem in Jagdausstattungskatalogen, DDR-Illustriertensammlungen und natürlich Modemagazinen. Es ist der herausstechende, diskante Farbton des Originals beim Zusammensetzen, der ihn reizt. Mit „unperfekten¨ Mitteln versucht er Hochglanz zu kopieren, ein Widerpart zu Computerpräzision und der „klaustrophobischen Welt der Glätte¨. Grätentiere sind Kult, spätestens seit Asterix, also bietet „Bonzai¨ vor allem schwarzblaue Fisch-Collagen. Fische erinnern auch Häfen. Oder Schiffe. Und die seien Symbol für unsere Träume – sagt jedenfalls Foucault. Traumhaft kann es auch sein, sagt Kneipier Kalle, an der jährlichen Berliner Bezirksmeisterschaft im Hochseeangeln auf Fehmarn teilzunehmen und sich dort lecker die Rübe vollzuballern. Führungskräfte hingegen haben sich, aufgrund permanenten Zeitnotstands, längst auf die virtuelle Variante im Netz festgelegt. Kunst und Leben sind im Fadenkreuz des Marktes, der Wirtschaft, die Oberfläche und Ãsthetik verherrlicht, verkaufsträchtig durchstylt, von Sprache usurpiert. Der „Multipla¨-Fiat wirbt mit „Leidenschaft ist unser Antrieb¨ und jeder Menge Stoffteddies, und Louis Armstrong hat schon vor Jahren Grün zubetoniert. Torsten Prothmann hat seine lebensfrohen, urwüchsig-kreatürlichen Fisch-Collagen mit Werbeschriftzügen tätowiert, die er auf die Grätentiere klebte. Sie wirken wie entwertet. Die Firmennamen simulieren flüchtige Chiffren einer kalten Sprache. scheinen blitzsauber zu lächeln, wie etwa eine Nirostaspüle. Oder wie reiner Calgonit-Glanz. Doch diese Sprache ist bei Prothmann untergegangen, ergo nicht mehr sichtbar. Und Fische atmen noch, in manchen Gewässern. In Jugoslawien haben ihn mal, als er mit einem Paddelboot abgetrieben sei und die Hoffnung fast verloren hatte, Delphine gerettet, ihm neue Power gegeben. Ein bisschen romantisch ist Prothmann eben auch. Zur Ausstellungserõffnung hielt Matt Legde, Superhirn und intellektuelle Krücke des 0range Agenten-Fanzines, einen lustigen Dia-Vortrag, der auch „Under the influence of …¨ hätte heißen kõnnen, und den Unterschied zwischen Quelle und Berliner Pilsener erklärte und warum Zero-Tolerance-Cops eher ungeeignet für Werbeperformances sind. Die Collagen Torsten Prothmanns sind mit Begleittexten von Gõtz Müller-Zimmermann versehen. der sie als eine Art Soundtrack benutzte: „Von der Dachterrasse sieht man die Fenster der Hochhäuser, nur drei Straßen weiter. Ihr Neonlicht fegt in der Nacht eisig und klamm über die Dächer. Aufgetürmte Lichtsäulen, die ein hartes und bõses Gelb über die Stadt und in die Augen schicken. Als ob eine Lichtpyramide in der Stadt niedergegangen wäre. Die Sterne sind hinter Wolken und Licht verschwunden. Morgens glitzert die Skyline wie ein Meer, das Unendlichkeit verspricht, und die Erinnerung an die Nacht gleicht dem zerwühlten Bett schlechter Träume.¨
André Dahlmeyer, Junge Welt, 16. August 1999, Nr. 189

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